Prayer After the Slaughter by Kurt Tucholsky

Prayer After the Slaughter by Kurt Tucholsky

Autor:Kurt Tucholsky
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Berlinica Publishing LLC
veröffentlicht: 2015-01-15T00:00:00+00:00


Kriegsgefangen

Kaspar Hauser, Die Weltbühne,

3. April 1919, wieder in: Fromme Gesänge

Wer hat in Belgiens Etappen regiert?

Offiziere! Offiziere!

Wer hat da im preußischen Ton kommandiert?

Offiziere! Offiziere!

Sollen die Belgier die Schuhe putzen:

Wir haben den Spaß, wir haben den Nutzen!

Aktiver Leutnant — kleiner Rat —

Einmal: Caesar! Wie wohl das tat!

„Wer nicht pariert, den stellt an die Wand!

(gezeichnet: Lehmann, Ortskommandant).“

Und die Belgier waren Menschen wie wir,

warteten ruhig der Jahre vier.

Bis sich der fremde Spuk entfernt.

Wen haben sie gründlich kenne gelernt?

Offiziere! Offiziere!

Kein Stroh auf dem Boden, kein Wasser, kein Bett,

es schlottern die dünnen Jacken.

„Mutter!“ Wer jetzt einen Heimatgruß hätt!

Will der Tod uns noch nicht packen?

„Travailllez! En avant, les boches! Vite! Vite!“

ein Kolbenstoß in den Rücken.

Ein Mann, der vorbeifährt und das sieht,

muß die Tränen unterdrücken.

Wer frißt es aus, was für uns Vergangen?

Kriegsgefangen. Kriegsgefangen.

Wer frißt es aus, was scheinbar vorbei?

Die eigenen, unschuldigen Leute!

Deutschland, hörst du den Marterschrei?

Deutschland, tu es noch heute:

Stell die Burschen von damals vor ein Gericht!

Sie sind noch frei. Sie büßen ja nicht!

Sieh, wie sie wohl geborgen sitzen!

Mit ersparten Gehältern, mit Brüssler Spitzen —

Auge um Auge! Zahn um Zahn!

In die Hölle mit ihrem Caesarenwahn!

Deutschland, wo ist der Tag des Gerichts?

Deutschland, was tust du?

Nichts. Nichts. Nichts.



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